Bereits in der Weimarer Republik wurde die Kriminalbiologie verstärkt thematisiert. Sie fand bei verschiedenen politischen Ausrichtungen Anklang. Mit dieser Methode erhoffte man sich nach der jeweils geltenden ideellen Anschauung den „neuen Menschen“ kreieren zu können. Alle ungewollten Eigenschaften des Menschen beziehungsweise dieser Mensch selbst sollte ausgemerzt werden.

Unter anderem wurden durch Schädelvermessungen und Begutachten der Augenstellung Merkmale und Charakteristika von Menschen in Verbindung mit angeblich kriminellem Verhalten gebracht. In der Folge wurden bestimmte Bevölkerungsgruppen mit Zuschreibungen versehen.

Auch im KZ Uckermark fanden sogenannte kriminalbiologische Untersuchungen statt. Nach nationalsozialistischer Ideologie war kriminelles Verhalten bzw. das, was als solches definiert wurde, vererbbar. Zuständig für diese kriminalbiologischen Untersuchungen war das kriminalbiologische Institut der Sicherheitspolizei in Drögen, geleitet von Robert Ritter.

Der Psychiater und Kriminalbiologe Dr. Robert Ritter war ab 1936 als Leiter der Rassenhygienischen Forschungsstelle im Reichsgesundheitsministerium und dort verantwortlich für die rassistische Erfassung der reichsdeutschen Sinti und Roma. Diese lieferte die Grundlage für die Sterilisationen und den Genozid an Sinti und Roma.

Mitarbeiter_innen des Kriminalbiologischen Instituts der Sicherheitspolizei arbeiteten in den Jugend-KZs Moringen und Uckermark und sortierten dort die Jugendlichen nach „Wertigkeit für die Volksgemeinschaft“. Sie nahmen Reihenuntersuchungen an den inhaftierten Mädchen und Jungen vor. Die Ergebnisse dieser Befunde bildeten die Grundlage für die Einstufung der Mädchen und Jungen gemäß ihrer sogenannten Erziehungsfähigkeit in die unterschiedlichen Blocks der Lager und damit für ihre Überlebenschancen. Das Differenzierungsblocksystem im KZ Uckermark baute sich folgendermaßen auf: Im Beobachtungsblock wurden alle neu eingelieferten Häftlinge untergebracht, im unteren Block waren die sogenannten pädagogisch hoffnungslosen Fälle. Über die mittleren Blocks, in denen die meisten Häftlinge untergebracht waren, gelang es einigen wenigen sich in die höheren Blocks der sogenannten Erziehungsfähigen „hochzuarbeiten“. Zudem gab es noch den Sonderblock, für die politischen Häftlinge, in der Mehrzahl slowenische Partisaninnen und den Ausleseblock (durch die Gestapo eingewiesenen Häftlinge).