Das Jugendkonzentrationslager Uckermark war auf verschiedenen Ebenen eng mit dem in unmittelbarer Nähe liegenden Frauenkonzentrationslager Ravensbrück verknüpft.
Die Mädchen und jungen Frauen mussten beispielsweise die ersten Tage oder Wochen im sogenannten Aufnahmeblock in Ravensbrück verbringen und dort die Einweisungsprozedur über sich ergehen lassen. Dazu gehörten unter anderem: fotografieren, Haare abrasieren und Häftlingskleidung anlegen. Diese Schikanen haben die jungen Frauen als besonders schlimm empfunden.
Im KZ Uckermark war der Alltag der Mädchen, wie in allen anderen Konzentrationslagern, geprägt vom ständigen Kampf ums Überleben. Die Zwangsarbeit und die bedingungslose Unterordnung sowie die eingeforderten „Tugenden“ wie Sauberkeit, Ordnung, Pünktlichkeit und Disziplin bildeten Dogmen, die durch eine Vielzahl von Anordnungen, Appellen und Strafen rücksichtslos durchgesetzt wurden.
Der Tagesablauf vollzog sich für die Häftlinge nach exakt festgelegten Regeln, in deren Mittelpunkt Drill und Gewalt standen: „Frühstück“, Morgenappell, Zuteilung in Arbeitskommandos, Zwangsarbeit, Appell, „Abendessen“.
„Aber was soll ich sagen: In der Früh rausgepfiffen, um fünf Uhr, Frühsport. Bloßfüßig. Da hat es regnen können oder frieren oder schneien. Oft hat es im Winter minus 20 Grad gehabt, da hast müssen hüpfen, dass du net am Boden angefroren bist. Ich war noch net ganz beinander von der Diphterie, jetzt hab ich oft nicht so mitkönnen. Strafweise musste ich Liegestützen machen. Dann unter die kalte Dusche [...] Rasch, Rasch anziehn, geschwind, geschwind Betten bauen. Die Kante hat müssen sein wie beim Militär, nur ärger. Wenn eine von den Aufseherinnen schlecht gelaunt war, hat sie das Bett wieder aufgerissen, hast kein Nachtmahl gekriegt, strafweise.“
„Auf die Toilette durften wir nur auf die ausdrückliche Bitte: Lagerzögling Nummer 798 bittet austreten zu dürfen. Hier erlebte ich die vielleicht größten Erniedrigungen. Da ich nicht auf die Toilette durfte, habe ich mir in die Hosen gemacht. Deshalb musste ich mich beim Abendappell bei der Hauptführerin melden. Ich wurde mit Fasten für den ganzen nächsten Tag bestraft. Aussätzig, kahl geschoren und in der Werkstatt ausgelacht, fühlte ich mich schrecklich erniedrigt.“
Selbst nachts wurden die Mädchen und jungen Frauen oft drangsaliert. Nächtliches sogenanntes „Rauspfeifen“, Appellstehen oder Kontrollgänge der Aufseherinnen durch die Schlafsäle mit bellenden Hunden und starken Stablampen gehörten zu allgegenwärtigen Quälereien.
Wie in den anderen KZs führten die schlechten Lebensbedingungen und die mangelhafte medizinische und hygienische Versorgung bei den Häftlingen zu massiver Unterernährung, zu erheblicher Schwächung der körperlichen Widerstandsfähigkeit und zu verschiedensten Erkrankungen. Einige Mädchen starben durch giftige Pflanzen, die sie in ihrem Hunger verschlungen hatten.
„Pfefferminzen sind gewachsen, daraus haben wir uns einen Tee gebraut, gekocht hat das Wasser eh nicht richtig. Wurzeln habens gegessen, drei sind gestorben daran. Es hat sehr viele Herbstzeitlosen und giftige Pflanzen dort gegeben.“
Neben Typhus und TBC litten sie an Diphterie, Hepatitis, Hautausschlägen und Blasenerkrankungen. Zeitweise wurden sie von Kopfläusen oder Krätze gequält. Die monatlichen Regelblutungen blieben aufgrund der erheblichen Belastung und des psychischen Stresses oder – wie von manchen Häftlingen vermutet – durch Einfluss von Medikamenten vollkommen aus.
Für heranwachsende Mädchen, die schwerste körperliche Arbeit verrichten mussten, gab es viel zu wenig Nahrung.
Eva Rademacher erinnert sich:
„Wir waren so verhungert, dass das Flüstern im Bett kein anderes Gespräch war als über irgendwelche Nahrungsmittel, über irgend etwas, was wir früher mal gegessen hatten und was wir essen wollten, wenn wir endlich rauskommen.“
Martha Schwarz berichtet, wie die Mädchen und jungen Frauen im KZ Uckermark versuchten, dem Hunger zu entgehen:
„Und dann hab ich’s doch ab und zu gemacht und im Vorbeigehen eine Gurke abgenommen. Aber wehe, eine Aufseherin hätte festgestellt, dass ich am Kauen war. Hinter unserem Lager war ein ziemlich großes Feld mit Rosenkohl. Der Rosenkohl war schon geerntet und wir haben die Strunke gegessen. Es ist unvorstellbar, aber es ist Tatsache. Im Grunde genommen war uns alles verboten: Und zwar immer mit dem Hinweis, dass wir gesundheitlich zu Schaden kommen und dann nicht mehr arbeiten können.“
Für die kleinsten Vergehen gegen die Lagerordnung wurden härteste Strafen verordnet, wie zum Beispiel Essensentzug, Strafsport, Strafstehen, verschärfter Arrest und Prügelstrafen (die beiden letzteren wurden im KZ Ravensbrück vollzogen).
„... wir waren ungefähr 4 Mädels beim Arbeiten. Die Männer [Häftlinge des Männerlagers in Ravensbrück] steckten uns nach unseren Fragen Zigaretten zu. Wir rauchten auch und irgendjemand aus unserer Gruppe hat das gemeldet. Daraufhin wurde der Block praktisch abgesperrt und die Lagerleiterin samt Gefolge erschien – und die ging dann mit ihren Stiefeln, d.h. sie schlug uns erst und als wir am Boden lagen ging sie mit ihren Stiefeln über uns her. [...] Das Ende vom Lied war, dass ich 4 oder 5 Tage Bunkerarrest in Ravensbrück kriegte.“
„Wir durften ja nicht sprechen. Sobald man Kontakt suchte mit jemanden, hagelte es Strafen.“
„Ich wurde häufiger bestraft. Ich war frech und ein Querkopf und habe mir nie etwas gefallen lassen. Das wurde der Lagerleitung gemeldet. Ich habe dafür auch ordentlich einstecken müssen. Und einmal kam ich zur Bestrafung vierzehn Tage in den Bunker im Frauenlager.“