* Ganz unten ist ein Wörterbuch *
Anita Köcke ist am 17. Januar 1925 in Weimar geboren worden.
Ihre Mutter war nicht verheiratet und sie war berufstätig.
Darum hat das Jugendamt die Vormundschaft gehabt.
Anita Köcke hat abwechselnd bei Verwandten oder
in einer Pflegefamilie oder in Heimen leben müssen.
Nach der Schule hat sie auf einem Bauernhof gearbeitet.
Die Regierung hat das so bestimmt.
Sie hat dort nicht bleiben wollen.
Darum ist sie weggelaufen.
Später hat sie bei einem anderen Bauer arbeiten müssen.
Wir haben hier aufgeschrieben,
was Frau Köcke gesagt hat.
Darum ist der folgende Text nicht in Leicht Lesen.
[…] heißt,
dass wir hier einen Teil vom Text ausgelassen haben.
„Ich bin mehrere Male einfach weggelaufen. Und das wurde
dem Jugendamt gemeldet. Ich habe es nirgends lange ausgehalten,
ich war ein Wandervogel. [...] Das Jugendamt war
hinter mir her, weil ich meiner Meldepflicht nicht nachkam.
Und so ist mein Leben verlaufen, ich kam ins Gefängnis und
dann von einem Gefängnis ins nächste.“
Das ist der gleiche Text in Leicht Lesen.
Ich habe es nirgends lange aushalten können.
Darum bin ich mehrere Male weggelaufen.
Das ist dem Jugendamt gemeldet worden.
Die Leute vom Jugendamt haben mich immer gesucht.
Ich habe mich nie gemeldet,
wenn ich an einem neuen Platz gewohnt habe.
Und so ist mein Leben gewesen:
Ich bin ins Gefängnis gekommen und
dann von einem Gefängnis ins nächste Gefängnis gebracht worden.
Mit 18 Jahren ist Anita Köcke
in das Jugend-Konzentrations-Lager Uckermark gekommen.
Man hat gesagt: Sie ist asozial.
Sie hat Zwangs-Arbeit machen müssen.
Mit 19 Jahren ist sie
in das Konzentrations-Lager für Frauen
in Ravensbrück gebracht worden.
Dort hat sie auch Zwangs-Arbeit machen müssen.
Mit 20 Jahren ist sie aus dem Lager befreit worden.
Sie hat weniger als 40 Kilogramm gewogen.
Nach einiger Zeit ist sie nach Frankfurt am Main gekommen.
Sie hat zu einer Untersuchung gehen müssen.
Im Gesundheits-Amt ist sie vor einer Frau gestanden.
Anita Köcke hat die Frau erkannt:
Die Frau war eine Aufseherin im Konzentrations-Lager Uckermark.
Die Frau hat zu ihr gesagt:
Dieser Text ist nicht in Leicht lesen.
„Hier weiß keiner darüber [KZ Uckermark], sagen Sie
nichts und lassen Sie sich nie wieder hier blicken!“
Das ist der gleiche Text in Leicht Lesen.
Hier weiß niemand,
was im Konzentrations-Lager Uckermark vorgefallen ist.
Verraten Sie nichts
und kommen Sie nie wieder hier her!
Mit 76 Jahren hat Anita Köcke
das Gelände
von dem früheren Konzentrations-Lager Uckermark besucht.
Sie hat auch
die Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück besucht.
Sie hat diese Orte zum 1. Mal besucht.
Mit 80 Jahren ist Anita Köcke gestorben.
Das ist im November 2005 gewesen.
Wörterbuch:
Asozial
Das spricht man so: a-so-zial.
Menschen mit einem
Unangepassten Verhalten
hat man asozial genannt.
Die Ärzte oder Ärztinnen haben gesagt,
so ein Verhalten ist eine Krankheit.
Das hat man Asozialität genannt.
Aufseher, Aufseherin
Das ist ein Aufpasser oder eine Aufpasserin.
Frankfurt am Main
Das ist eine Stadt in Deutschland
Mahn- und Gedenkstätte
Eine Mahn- und Gedenkstätte ist ein Ort,
an dem sehr viel Schlechtes passiert ist.
Die Menschen sollen sich daran erinnern,
damit so etwas nie wieder passiert.
Vormundschaft
Vormundschaft ist die gesetzliche Fürsorge für eine minderjährige Person.
Die Eltern können nicht für ihr minderjähriges Kind sorgen oder sie sind schon gestorben.
Das Jugendamt bestimmt eine Person, die die Fürsorge übernimmt.
Diese Person nennt man Vormund.
Sie erledigt alle wichtigen Geschäfte
und verwaltet das Vermögen des oder der Minderjährigen.
Weimar
Weimar ist eine Stadt in Deutschland.
Jugend-Konzentrations-Lager
Das ist ein Konzentrations-Lager für Jugendliche.
Konzentrations-Lager
Ein Konzentrations-Lager ist ein Lager,
in dem viele Gefangene eingesperrt werden.
Die meisten Konzentrations-Lager sind Vernichtungs-Lager gewesen.
Die Abkürzung für Konzentrations-Lager ist KZ.
Das spricht man so aus: Ka Zet
Ravensbrück
Das Konzentrations-Lager Ravensbrück war ein sehr großes Konzentrations-Lager.
Es war auch ein Vernichtungs-Lager.
Ravensbrück ist ein Ort in Deutschland.
Zwangs-Arbeiter, Zwangs-Arbeiterin, Zwangs-Arbeit
Ein Zwangs-Arbeiter oder eine Zwangs-Arbeiterin
wird zu einer Arbeit gezwungen.
Diese Arbeit nennt man Zwangs-Arbeit.
Meistens ist diese Arbeit sehr schwer.
Zum Beispiel: Arbeit in einem Steinbruch
