Präsentationen, Gespräche und Diskussionscafé
Was hast du mitbekommen? erkundet in einer Veranstaltung Handlungsmöglichkeiten, die sich aus der Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit für das Hier und Jetzt ergeben. Es wir über eigene Geschichten und gesellschaftliche Zusammenhänge reflektiert und diskutiert. Dabei wird gefragt, welche Relevanz diese für unsere Selbstverortungen und politische Positionierungen haben: Was tust du mit dem, was du mitbekommen hast?
In Österreich beteiligte sich eine Mehrheit an den nationalsozialistischen Verbrechen oder profitierte von ihnen. Doch anstatt mit aller Entschlossenheit mit den Täter(_inne)n zu brechen, wurden nach dem Ende des Nazismus viele der ehemals Verfolgten weiterhin diskriminiert und marginalisiert – und sie werden es bis heute.
"Wir alle sind in solche Kontinuitäten verstrickt, und doch haben wir darin unterschiedliche Positionen", verdeutlicht die Österreichische Lagergemeinschaft Ravensbrück und FreundInnen (ÖLGRF). Mit der Frage Was hast du mitbekommen? thematisiert sie das Fortwirken der NS-Vergangenheit und verschiebt damit den Blick vom Damals auf das Heute. Unterschiedliche Betroffenheiten, Positionen und Standpunkte sollen dabei gemeinsam diskutiert, jedoch nicht gleichgesetzt oder harmonisiert werden: Wie beeinflussen unterschiedliche (Familien-)geschichten wo und worüber wir heute sprechen? Worauf wir uns beziehen wollen und von wem wir dabei gehört werden? Wie machen sich unterschiedliche Ausgangspunkte in der Auseinandersetzung mit der NS-Zeit und in unseren jetzigen Haltungen und Handlungen bemerkbar?
Die ÖLGRF lädt dazu zum Dialog: Eingeladene Akteur_innen teilen in Projektpräsentationen und Gesprächen ihre Erfahrungen und Auseinandersetzungen mit (Familien-)Geschichte(n). Anschließend können in kleineren, moderierten Tischgesprächen einzelne Themen von allen Anwesenenden in informeller Atmosphäre vertieft werden. „Ziel ist, gemeinsam Möglichkeiten aufzumachen, wie man sich – trotz unterschiedlicher Erfahrungen, Geschichten und Werdegänge – in der Gegenwart solidarisch aufeinander beziehen kann.“
Mit Vera Modjawer, Daria Deniz Sürer und Udo Sürer, Sheri Avraham und Iris Borovčnik, Gitta Martl und Nicole Sevik, sowie Mirko Wakounig.
Vera Modjawer, Kindergartenpädagogin im Ruhestand, Tochter von Betty Hirsch, die 2 Jahre Einzelhaft in Aichach, 3 Jahre Auschwitz und Ravensbrück überlebte, Aktivistin des Wiener KZ-Verbandes und der Österreichischen Lagergemeinschaft Ravensbrück & FreundInnen.
Daria Deniz Sürer, Schülerin und Udo Sürer, Rechtsanwalt, Sohn eines SS-Soldaten und Ehrenbürger von Fivizzano (MS), beide Protagonist_innen des Doku-Films "Die Stimme des Phepug", 2011.
Sheri Avraham und Iris Borovčnik arbeiten als Club Havera an der Schnittstelle zwischen Poetik und Politik, Generationen und Geographien.
Gitta Martl und Nicole Sevik, Verein Ketani - Herausgeber_innen von "Uns hätte es nicht geben sollen. Drei Generationen Sinti-Frauen erzählen".
Mirko Wakounig, Bildungswissenschaftler Alpen-Adria Universität Klagenfurt, Vorstandsmitglied Initiative Minderheiten, Kärntner Slowene.
Diese Veranstaltung findet im Rahmen von WienWoche 2015 statt